Fast jeder zweite Arztbesuch wegen Schlafstörungen endet mit dem Ausfüllen eines Rezeptes mit einer potentiell suchterzeugenden Medikation. Benzodiazepine und ähnliche Präparate zur Akutbehandlung von Schlafstörungen oder akuten Anspannungszuständen bei Angst und Depressionen können durchaus ihre medizinische Berechtigung haben. Doch trotz zunehmender Aufklärung bei den Ärzten über die Gefahren der Medikamentenabhängigkeit in bestimmten Risikogruppen wird immer noch zu häufig zum Rezeptblock für diese Medikation gegriffen.
Nicht zuletzt weil Benzodiazepine die billigere Alternative zu anderen Tabletten und nicht-medikamentösen Behandlungsformen ist, so Prof. Jajesh Balkrishnan von der Ohio State University in den USA.
In einer Untersuchung von fast 100 Millionen Arztbesuchen in den USA über 6 Jahre wurden Schlafstörungen bei ambulanten Patienten analysiert. Die Mehrzahl der Patienten suchte den Hausarzt, einen Internisten und seltener den Psychiater auf.
Fast 2/ der Arztkontakte für zum Ausstellen eines Rezeptes für Schlafstörungen und fast 3/4 der verordneten Medikamente waren Benzodiazpine (z.B. Diazepam / Valium). 5 von 13 in den USA zugelassenen Benzodiazepine haben als Behandlungsschwerpunkt Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien). Bei den restlichen Patienten wurde zu anderen Medikamentengruppen mit einem sedierenden Effekt gegriffen.
"Wir wisen, dass Benzodiazepine allenfalls in einer Akutphase von wenigen Wochen geeignet für die Schlafprobleme sind. Aber eine Abhängigkeitsentwicklung entwickelt sich sehr schnell", so der Leiter der Untersuchung. Und : Meistens suchen die Patienten mehrere Ärzte auf und erhalten voneinander unabhängig mehrere Rezpete ausgestellt.
Bei den Betroffenen können sich eine starke körperliche wie psychische Abhängigkeit von diesen Medikamenten entwickeln. Und es können Unruhe und andere Symptome wie bei einem Entzug auftreten, wenn sie mit der Einnahme aufhören.
Bei Patientinnen über 50 Jahren wurde 5 mal häufiger bei Schlafproblemen zu Benzodiazpinen gegriffen als bei jüngeren Probanden unter 34 Jahren.
Bei über 65 jährigen Menschen war die Verordnung besonders häufig. Dabei ist gerade in dieser Altersgruppe das Risiko besonders hoch, zumal die Verstoffwechselung im Alter anders verläuft und zudem Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind.
Im Gegensatz zu Hausärzten setzten Psychiater 4 mal häufiger neuere Medikamentengruppen ein, die nicht die gleichen hohen Risiken der Suchtentwicklung haben. Sie waren offenbar besser über neuere Behandlungsalternativen informiert oder sehen eben eine besonders ausgewählte Patientengruppe, bei denen Selbstbehandlungsversuche mit frei verfügbaren Medikamenten oder dem Rat des Hausarztes keinen Erfolg hatten.
Mehr über die Behandlung von Schlafstörungen und die Gefahren der Benzodiazepin-Abhängigkeit in Web4health unter Benzodiazepine
Mittwoch, 10. Januar 2007
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