Freitag, 25. Oktober 2013

Hypochondrie : Wenn die Angst vor Krankheit durch Verhaltenstherapie behandelt werden kann

Fast jedem Arzt in Kliniken bzw. Allgemeinarztpraxen sind verzweifelte Patienten bekannt, die wegen ständigen gesundheitsbezogenen Ängsten immer wieder und wieder mit verschiedensten körperlichen Beschwerden kommen. Neben einer sog. Somatisierungsstörung ist dabei auch an das Vorliegen einer Hypochondrie zu denken.

Hyochonder bilden sich keine Erkrankung ein. Sie sind auch keine Simulanten. Aber sie nehmen verstärkt eigentlich "normale" körperliche Reaktionen des vegetativen Nervensystems wahr, die bei Stress bzw. Angst auftreten. Und sie bewerten diese wahrgenommenen Symptome so, dass noch mehr Angst bzw Anspannung resultiert.

Leider sind wir Ärzte da hauptsächlich mit Schuld, da die moderne Apparatemedizin diese Entwicklung eher fördert als eindämmt. Das Erklären der eigentlich vorliegenden Problematik unterbleibt.

Mir sind zahlreiche Patienten bekannt, die über mehr als 10 Jahre von Arzt zu Arzt liefen und wiederholt in Kliniken eingeliefert wurden, bis die Diagnose einer Hypochondrie bzw. gesundheitsbezogene Angst gestellt wurde.

Dabei hilft eine Verhaltenstherapie schnell und wirksam. Selbst dann, wenn dazu nur "angelernte" Therapeuten in Form eines relativ kurzen Workshops ambulant entsprechende Patienten-Ängste ernstnehmen bzw. eine Information und verhaltenstherapeutische Ratschläge und Verhaltensänderungen umsetzen helfen.

Hierzu wurden in England von Prof. Tyrer Krankenschwestern dazu geschult ambulant Hypochondrie-Patienten zu behandeln. Dazu wurden 2 Workshops für die Anleiter angeboten, die Krankenschwestern hatten zusätzlich Supervision durch Verhaltenstherapeuten.

Es wurden dann 444 Patienten im Alter von 16- 75 Jahren begleitet, die über viele Jahre wegen Gesundheitsängsten bzw. Hypochondrie aufgefallen waren. Dazu wurden 5 bis 10 Sitzungen Verhaltenstherapie angeboten. Diese Behandlung wurde mit einer üblichen Begleitung verglichen.

Es zeigte sich, dass die Verhaltenstherapie gegenüber der Standardbehandlung zu einer deutlichen Verbesserung hinsichtlich der Gesundheitsangst, allgemeinem Angst-Level, Depressionen, Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit, und nicht zuletzt auch Kosten für das Gesundheitssystem führte. 

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