Auch auf der Intensivstation eines Krankenhauses entstehen für Patienten und ihre Angehörige ganz erhebliche psychische Belastungen, die bis zu einer psychischen Belastungsreaktion im Sinne einer Traumatisierung reichen können.
Wenn man durch einen Unfall oder eine akut einsetzende schwere Erkrankung unmittelbar aus seinen normalen Lebensbezügen gerissen wird und zunächst grosse Unsicherheit hinsichtlich der eigenen Gesundheit, der weiteren Lebenspersektive und Arbeitsfähigkeit besteht, kann dies durchaus selber zu einer psychischen Belastung werden. Dass dies u.a. bei schweren Herzerkrankungen oder Unfallopfern eine Rolle spielt, wird zunehmend auch von Intensivmedizinern und Krankenhauspsychologen in die Therapie und Betreuung mit einbezogen.
Vielleicht zunächst überraschend mag es dabei sein, dass auch die Angehörigen von Patienten auf der Intensivstation eine solche Belastungsreaktion entwickeln können. Dies gilt besonders dann, wenn sie für ihre Familienangehörigen möglicherweise lebensbeeinflussende Entscheidungen treffen müssen. Bei den interviewten Familienangehörigen einer Studie aus Frankreuch zeigten fast ein Drittel Merkmale einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Bei den Angehörigen, die lebenserhaltende Entscheidungen (z.B. bei Hirntod) treffen mussten, wiesen sogar 80 Prozent entsprechede Zeichen eines PTBS auf. Neben der ungeheuren Verantwortung spielten dabei besonders übermässige Schuldgefühle eine Rolle. Wenn es darum ging, z.B. ein Beatmungsgerät abzustellen und weitere lebenserhaltende Maßnahmen sein zu lassen, sind Angehörige verständlicherweise hin und her gerissen. Auf der einen Seite der Wunsch, alle nur erdenklichen medizinischen Möglichkeiten auszunutzen. Andererseits aber auch dem Patienten unnötiges Leid oder gar Schmerzen zu ersparen, wenn es nun wirklich keinerlei Hoffnung mehr gibt. Die Angehörigen finden sich dabei schnell in einer schier aussichtslosen und hoffnungslosen emotionalen Belastung wieder, die sie zumeist völlig unvorbereitet trifft. Auch mit der Zuwendung und Unterstützung von Ärzten oder medizinischem Personal der Intensivstationen ist es meist nicht getan.
Zeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind :
- wiederkehrende belastende Erinnerungen (u.a. in Form von inneren "Filmen" oder Erinnerungsfetzen oder körperliche Belastungszeichen)
- Vermeidungsverhalten u.a. mit der Unfähigkeit oder Angst sich erneut in ein Krankenhaus bzw. die Intensivstation zu begeben.
- Arousal = Anspannungssymptomen wie Reizbarkeit, Wutausbrüche, Schlafstörungen oder Konzentrationsminderung oder übertrieben starke emotionale Reaktionen wenn themenrelevante Nachrichten oder Berichte besprochen werden oder z.B. im Fernsehen auftauchen.
Eine psychologische Behandlung (z.B. Stabilisierungstechniken und EMDR-Therapie) kann auch für Angehörige von Patienten auf der Intensivstation sehr sinnvoll und erforderlich sein. Hier kann man meist in den Krankenhäusern bereits erste Anlaufstellen zur weiteren Unterstützung und Behandlung finden.
Mehr zum Thema IUC-Syndrom in einem interesssanten Artikel
Mittwoch, 27. Dezember 2006
Psychischer Stress auf der Intensivstation
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