Das Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) sowie komorbide Störungen des Sozialverhaltens eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung einer Abhängigkeitsentwicklung haben kann, ist bekannt. Kinder und Jugendliche mit einem unbehandelten ADHS kommen - möglicherweise auch im Rahmen einer dysfunktionalen Selbstmedikation - frühzeitiger mit Nikotin, Alkohol, Cannabis und anderen Drogen in Kontakt. Die Isolierung bzw. Ausgrenzung fördert einen Kontakt zu einer Peergroup, bei der Drogenkonsum kein Tabu ist.
Umso schwieriger ist es nun aber, bei bereits Opiatabhängigen Patienten rückblickend den Einfluss von ADHS zu bestimmen. Auch in Deutschland beschäftigen sich einige Suchttherapeuten bzw. Methadonambulanzen mit dieser Fragestellung.
Eine akutelle Studie
ADHS bei Methadonsubstitution untersuchte dies bei 687 Teilnehmern eines Methadonsubstitutionsprogrammes. 58 Prozent der Teilnehmer gaben mindestens 1 ADHS-Symptom an, 19 Prozent (immerhin 131) gaben deutliche ADHS-Beeiträchtigungen im Sinne eines klinisch relevanten ADHS an.
9 Monate nach Beginn der Untersuchung zeigte sich, dass Patienten mit komorbiden ADHS zwar ihren Drogenbeikonsum reduzieren konnte, gegenüber nicht ADHS-Betroffenen jedoch weniger häufig eine komplette Abstinenz erzielen konnten.
Als eine Konsequenz dieser und ähnlicher Erfahrungen haben jetzt Suchttherapeuten begonnen, frühzeitig ein etwaiges ADHS zu erkennen und ggf. auch medikamentös mit zu behandeln. Die gleichzeitige Abgabe von Methadon oder anderen Substitutionsstoffen zusammen mit Stimulanzien (unter den hochkontrollierten Bedingungen einer entsprechenden Suchtambulanz) kann für einige Suchtpatienten eine ganz erhebliche Hilfe in der Alltagsorganisation und dem Weg hin zur Abstinenz darstellen.
Sonntag, 18. März 2007
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