Freitag, 4. Mai 2007

WoW - Sie wissen, was Ihr Sohn spielt?

Heute hatte ich erneut ein Vorgespräch für eine stationäre ADHS-Behandlung in unserer Klinik. Eine der ersten Fragen, die ich dabei stelle : Wieviele Stunden WoW spielen Sie ? Seine Antwort : In den letzten Tagen 14 Stunden (er sei krankgeschrieben). World of Warcraft scheint auf Jugendliche und junge Erwachsene eine magische Anziehungskraft auszuüben. In der Wikipedia habe ich gelesen, dass in China gesetzlich vorgegeben die tägliche Spielzeit auf 3 Stunden begrenzt wird. Keine ganz schlechte Idee (ich würde eher 1,5 h vorschlagen). Aus Sicht der Community aber ein Unding, da jetzt mal wieder die Computerspiele verteufelt werden. Liegt doch das Spielprinzip gerade darin, dass man über die Zeit höhere Stufen gewinnen und immer "wertvollere" Dinge umsetzen kann. Einmal ganz davon abgesehen, dass ja die Eltern in aller Regel auch noch die monatlichen Gebühren zahlen (die nicht gerade wenig sind), so fällt das Ausschalten gerade bei diesen Spielen mehr als schwer. Ein Nein, bzw. Stop wird selben akzeptiert und führt zu wüsten Auseinandersetzungen. Es geht also nicht um den Inhalt (sei er nun "gewaltfördernd" oder auch nicht), sondern um den Aufbau an sich.

Natürlich können viele Kinder und Jugendliche auch mit solchen Spielen gut umgehen und sich begrenzen. Aber viele Teenager können dies eben gerade nicht. Und sie werden vor den Folgen dieser Spiele nicht geschützt. Ich war immer gegen ein Spielverbot bzw. eine Indexierung. Es geht nicht mit einem Zwang. Aber die Jugendlichen müssen Medienkompetenz erwerben. In Lüneburg wird gerade eine Ausstellung über die 50er Jahre eröffnet. Damals gab es weder "Wanne noch Glotze". Simpel ausgedrückt, stimmt aber irgendwie. Wir sind in einer anderen Zeit auf dem Kalender angekommen, aber das Pädagogiksystem ist noch locker in den 50ern verhaftet. Und die meisten Eltern wissen noch nicht einmal, was sich hinter "WoW" versteckt...

Angezogen werden nun einmal gerade Jugendliche, die im "realen Leben" (analog zu Second life sprechen einige schon von "First life") übliche Formen der Selbstregulation und Alltagsorganisation nicht mehr schaffen und gerade in den Online-Communites Anerkennung und "Connections" bekommen. Die unmittelbare Rückmeldung und die Erfolge machen "süchtig" (egal ob man dies nun als Computersucht ansieht oder nicht). Schlimmer noch, sie verhindern eine andere Tätigkeit, eine geregelte Tagesstrukturierung, soziale Kontakte und das Erlernen von sozial üblichen Formen der Problem- und Konfliktbewältigung.

Wenn man diese Grundfertigkeiten aber nicht im Teenageralter erfährt (und dies eben nicht virtuell sondern durch praktische Erfahrungen), wird man früher oder später eben auf der Strecke bleiben. Ich habe zwischenzeitlich etliche Clanführer real kennengelernt. Für sie war ein Leben ohne ihren Clan eine weit grössere Angst als die Trennung von ihrer Familie. Was natürlich auch Bände über die Familien aussagen könnte.

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