Samstag, 18. August 2007

ADHS bei Erwachsenen

Bei der Diagnostik und Behandlung der sogenannten Einfachen Aufmerksamkeitsstörung (= ADHS / ADS) stehen Ärzte und Patienten bei Jugendlichen und Erwachsenen vor einem Dilemma. Sagen doch die derzeitigen Diagnosekriterien, dass die Symptomatik vor dem 7. Lebensjahr nachweisbar sein müsste. Nun können sich (krankheitsbedingt?) viele potentielle ADHSler gerade nicht an ihre Kindheit erinnern oder es fehlen gerade bei Mädchen mit dem unaufmerksamen Subtyp von ADHS entsprechende "harte" Auffälligkeiten. Je sozial besser integriert ein Klient ist, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es Berichte aus der Kindheit gibt.

Nun gibt es aber durchaus recht viele Betroffene, die dann als Jugendliche bzw. Erwachsene auf das Thema aufmerksam werden und nur aus rein formalen Gründen keine medikamentöse Behandlung erhalten (dürfen). Wohl zu Unrecht. Immer mehr Studien kommen zu dem Ergebnis, dass auch Erwachsene mit einem sog. "late-onset", d.h. späten "Erkrankungsbeginn" von einer Behandlung profitieren. So unterschied sich die Wirksamkeit einer Methylphenidatbehandlung bei einer Gruppe mit früher Diagnosestellung gegenüber "älteren" nicht. Die Klienten mit einem "late-onset" ADHD hatten sogar eine etwas bessere Wirkung bei Gabe von Metyhlphenidat (Minimumdosis 0.3 mg/ kg KG, durchschnittliche Gabe 0.5 mg Kilogramm Körpergewicht).

Sicher muss man vorsichtig sein, die Diagnosekriterien nicht leichtfertig zu verwässern. Dennoch belegen eben diese Untersuchungen, dass die Psychostimulantientherapie eben auch dieser Patientengruppe sehr helfen kann.


Is age-at-onset criterion relevant for the respons...[J Clin Psychiatry. 2007] - PubMed Result

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich bin ein ADSler in der 13. Klasse am Gymnasium. Ich wurde von der 7. Klasse bis zum Ende der 11. Klasse mit Methylphenidat behandelt. Seit meinem 18. Geburtstag weigert sich die Krankenkasse (Techniker) die Kosten für das Medikament zu übernehmen. Leider kosten die davor eingenommenen Concerta ca. 90€ im Monat, diese Kosten kann ich nicht selber tragen und ich sehe auch keinen Sinn darin, dass ich keine Tabletten mehr bekomme, jetzt wo ich kurz vor dem Abitur stehe.

Gruß

Anonym hat gesagt…

Ich bin 29 Jahre alt und gehöre zu den "Spatdiagnostizierten". ;)
Viele meiner Handicaps hatte ich als Kind schon, war aber so unauffällig, dass nie jemand auf die Idee gekommen wäre, es könnte etwas mit ADS zu tun haben. Auch war ich nie wirklich hyperaktiv. Seit ich die Diagnose bekommen habe (2004), nehme ich in schwierigen Lebenssituationen immer mal wieder Methylphenidat und das hilft mir ungemein. Das und das Einüben von neuen Denk- und Verhaltensmustern. Durch das Nichterkennen des ADS haben sich bei mir sekundäre Probleme wie Ängste, Depressionen und SVV herausgebildet.
Ich habe das große Glück, dass mir meine Krankenkasse (Barmer) das Medikament bezahlt. Und ich bin froh, dass ich einen Arzt habe, der mich nicht stur nach den Diagnosekriterien abgehandelt, sondern sich Zeit genommen hat, meinen Fall individuell zu betrachten. Durch die Diagnose hat sich mein Leben sehr positiv verändert und ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wenn ich an einen weniger intuitiven und einfühlsamen Arzt geraten wäre. Die Depressionen hätten mich wahrscheinlich aufgefressen...
Gruß, Meg

Anonym hat gesagt…

ich spüre schon mit sehr kleinen Dosen, z.B. 2,5 mg, einen deutlichen Unterschied in der Konzentration. Ich bin dann einfach bei der Sache.

Anonym hat gesagt…

bei mir wurde ads mit 20 festgestellt und das erst als ich freiwillig eine drogentherapie gemacht hab. früher als ich noch in der schule war wurde mir immer wieder gesagt das ich ja schlau wäre, doch meine faulheit und schlechtes benehmen würden mich davon abhalten mein potenzial zu entfalten. nach jahrelangen standpauken, verweisen und sonstigen negativen maßnahmen hab ich dann leider das kiffen entdeckt. das hat natürlich mein geringes selbstwertgefühl und depressive grundstimmung vergessen lassen. kurz bevor ich 16 wurde hab ich zum ersten mal amphetamine genommen und mich hat es zuerst doch stark gewundert das es bei so anders gewirkt hat wie bei meinen freunden. aufeinmal war alles so klar, ich hab gern gelesen und gelernt sogar. jedoch wenn man illegale substanzen nimmt, verbringt man viel zeit in der szene weswegen ich die schulischen sachen weiterhin schleifen ließ. schulzeit zuende haupschulabs. auf dem sbbz gemacht und der war eher mittelmäßig. hab dann mit 18 als laienarbeiter angefangen. von 16 bis 18 hab ich wohl alles an drogen mal genommen was ging (hab aber niemals gefixt). ich hab angefangen immer weniger und seltener amphetamin zu nehmen und stattdessen immer mehr zu kiffen angefangen was meinen eltern stark aufgefallen ist. anfang 20 hat es so den höhepunkt erreicht, ich bin nur schaffen und stoff peilen hab mich isoliert, war letargisch. ohne kiffen war ich ein wrack, konnte ohne nicht mehr schlafen, wenn ich nachts wach wurde konnt ich erst schlafen wenn ich was geraucht hab. ohne mich zu betäuben fand ich meine existenz schlecht zu ertragen. glücklicherweise gibt es einen mann mit dem meine familie befreundet ist der hat mich wachgerütelt mir vor augen gezeigt wie schlecht es mit eigentlich geht. als ich dies erkannte stimmte ich freilich einer therapie zu. dort bei den gesprächen mit dem psychologen kam dann heraus das ich wohl seit frühster zeit an ads leide, was meine reaktion auf amphetamin erklärt. nachdem die therapie beendet war hab ich mir einen psychologen gesucht und der hat mir dann methylphenidat verschrieben, jedoch geht er sehr vorsichtig vor bei der dosisfindung wegen meine drogen vorgeschichte. seitdem ich die therapie beendet und medis krieg hat sich mein leben um 180 grad gedreht. wobei ich ganz ehrlich mal sag gelegentlich nehm ich doch hin und wieder amphetamin, nicht in übertriebenen mengen. methylphenidat empfind ich als unkontrollierter und es schafft bei weitem nicht diese klarheit, diese konzentriertheit auf eine sache. warum ich das hier schrieb weiß ich nicht so genau, hatte irgendwie mal das bedürfnis dazu :)

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