Dienstag, 21. Januar 2014

Antidepressiva bei Depressionen zu positiv bewertet ?

Es ist schon relativ lange bekannt, dass die Bewertung des Nutzen - Risiko - Profils von Antidepressiva u.a. in der Behandlung von Depressionen problematisch ist.

Ganz klar . Die meisten Publikationen bzw. Studien werden nun einmal von der Pharmaindustrie finanziert. Selbst die klinischen Anwendungsstudien in den psychiatrichen Kliniken sind dann sicher nicht unabhängig. Zudem werden vorzugsweise die Studien dann in den wissenschaftlichen Fachblättern veröffentlicht, die gegenüber Placebo oder anderen Präparaten einen "Vorteil" von Signifikanz zeigten.
Wenn es zu keiner Verbesserung oder sogar einem relativen Schaden durch die Behandlung kommt, wird man davon in aller Regel als Patienten und letztlich auch als Psychiater oder Hausarzt selten was erfahren.

Zudem sind die Firmen und ihre geschulten Pharmavertreterinnen sehr geschickt geschult uns vorzugaukeln, dass das Präparat XY nun einen ganz dollen Vorteil bietet.

Nach einer aktuellen Untersuchung wird der Nutzen der Antidepressiva um gut ein Drittel (32 %) masslos übertrieben.

Im The New England Journal of Medicine wurde jetzt eine entsprechende Untersuchung veröffentlicht, die nochmals Licht in das Dunkel bringen soll. Es geht nicht um die Verteufelung oder grundsätzliche Abwertung von Antidepressiva in der Behandlung. Es geht nur darum, wirklich wissenschaftliche Kriterien anzulegen.

Es ging hier zunächst um die am häufigsten eingesetzten Antidepressiva wie eben SSRI (z.B. Citalopram, Sertralin) oder das Antidepressivum Duloxetin. Wesentlich schwammiger sieht es bei den älteren tricylischen Antidepressiva aus. Zum Zeitpunkt der damaligen Zulassung waren einfach die Zulassungskriterien noch viel "einfacher".

In der Stuide kam heraus, dass 36 Studien von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA mit einem negativen oder zumindest zweifelhaftem Nutzen ermittelt wurden. Davon seien 22 nicht veröffentlicht worden. Weitere 11 Studienergebnisse wurden mehr oder weniger so dargestellt, dass man noch irgendeinen Sinn in der Behandlung erkennen konnte bzw. geschickt die Statistik so gedreht wurde, dass es kein total Reinfall sein musste. Nicht jeder Arzt oder Patient kann aber diese Darstellungen bzw. statistischen Kniffe erkennen.

Heute weiss man, dass bestimmte Formen einer depressiven Verstimmung eben sich nicht allein mit einem Medikament bessern bzw eine Rückfallprophylaxe erfolgreich ist. Dies gilt schon ganz allgemein für leichte Depressionen. Aber eben auch dann, wenn Schlafstörungen oder aber Wut und Ärger bzw. Verbitterung eine grössere Rolle spielen. Also bei ganz vielen Formen von Depressionen, die wir tagtäglich so sehen...

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